Wie sinnvoll sind Straßenumbenennungen?

Gazettenbeitrag: Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Charlottenburg-Wilmersdorf diskutiert

Jeden Monat erscheint im Gazette Verbrauchermagazin Charlottenburg und Wilmersdorf ein Thema, zu dem die in der BVV vertretenen Fraktionen Stellung nehmen. Das Thema wird „reihum“ von einer der Fraktionen bestimmt. 

Wer sich mit Straßennamen beschäftigt, stellt fest, dass Straßenumbenennungen Teil unserer Stadtgeschichte sind, zugleich unsere Geschichte widerspiegeln. Ca. 800 Namen für Straßen und Plätze gibt es heute im Bezirk. Etwa 400 Namen sind im Laufe der Zeit wieder verschwunden. Die Warburgzeile z.B. hieß zuvor Totengasse oder Ahéstraße (SS-Scharführer Kurt Ahé), bis sie 1947 ihren Namen erhielt.

Gerade gesellschaftliche Umbrüche ziehen Umbenennungen nach sich. In Diktaturen Ausdruck der herrschenden Macht – sind sie in Demokratien ein Ausdruck des Bewusstseins oder Bewusstseinswandels der Gesellschaft. In den letzten Jahrzehnten wurden viele Namen aus dem Stadtbild entfernt, die von den Nationalsozialisten als Vorbilder installiert worden waren. Vor einigen Jahren begann – längst überfällig - die Auseinandersetzung mit der deutschen kolonialen Vergangenheit. Die Wissmannstraße im Grunewald, unweit vom Gleis 17, wurde 1898 nach Hermann von Wissmann benannt, weniger weil er Afrikaforscher war, als vielmehr aufgrund seiner ‚Verdienste‘ in Ost-Afrika – u.a. schlug er 1888-90 den Aufstand der ostafrikanischen Küstenbevölkerung brutal nieder. Grund genug, diese Straße nun umzubenennen und hier eine andere Person zu ehren.

Dr. Christiane Timper