Bericht vom Hauptbahnhof

Christian Hörbelt

Die letzten Tage haben viele Menschen am ZOB und am Hauptbahnhof ehrenamtlich geholfen, den Geflüchteten aus der Ukraine zu helfen und ihnen etwas Orientierung zu geben. Einer von ihnen ist Christian Hörbelt, er ist Bürgerdeputierter im BVV-Ausschuss für Haushalt, Personal, Wirtschaftsförderung und Diversity und Gewerkschaftssekretär. Er hatte sich am Montag sogar extra in unsere Fraktionssitzung von Hauptbahnhof aus geschaltet. Christian hat einen kleinen Tagesbericht aus seiner Sicht verfasst, um einen kleinen Einblick in diese wichtige Arbeit zu bieten. Vielen Dank für das Engagement!

"Die letzten Tage habe ich bis in die Nacht am Hauptbahnhof Menschen, die vor Krieg geflohen sind, geholfen. Viele Menschen sind trotz der schweren Reisen sehr gefasst. Und vor allem sind sie dankbar für unsere Hilfe und nehmen sie an. Seit dieser Erfahrung bin ich echt stolzer ein Berliner zu sein - Chapeau an die, die es von Anfang an organisiert haben. Die Power unserer Gesellschaft liegt in der Solidarität!"

Christian Hörbelt
Bürgerdeputierter der SPD
Gewerkschaftssekretär

Sein Bericht:

  • 09:50: Auf dem Weg zum Hauptbahnhof treffe ich eine Frau, sie bricht zusammen und weint. Sie schreit: "Mein Viertel in Kharkiv wird bombadiert".
  • 10:00: Ankunft und Einweisung für mich
  • 10:20: hoch zum Gleis 13 - Sonderzug mit über 1500 Personen. Hebe ca. 50 Kinder aus einem Wagon raus, Menschen brechen zusammen am Gleis.
  • 11:00: Stehe am Info-Punkt, eine Freiwillige heult, knickt ein. Wir sprechen und geben uns wieder Mut.
  • 11:20: bringe Menschen zum Ticket-Punkt, zeige wie sie kostenlos Tickets bekommen.
  • bis 14:00: Am Info-Punkt, Viele Fragen zu Sim-Karten, TIckets für Die Weiterfahrt, Übernachtungen, Flüchtlingsstatus - Man kann nicht alles beantworten. Blödes Gefühl, Menschen weinen, man kann wenig machen.
  • 14:20: Wieder hoch zum Gleis, hunderte Menschen, wieder viele Kinder rausgehoben. Ein Mädchen bricht zusammen, Ich bringe Die Mutter und Ihr Kind zum Roten Kreuz.
  • 15:00: Kaffee-Pause, Gespräche mit Geflüchteten
  • 16:00: Ich Bringe Menschen zum Info-Punkt, wo Wohnungen vermittelt werden.
  • 17:00: DB-Sicherheit kommt, sagt, dass immer mehr "schwarze Schafe" Frauen und kleine Kinder einfach mitnehmen wollen
  • 17:30: Vertretung der LAF kommt auf mich zu, fragt nach Verantwortlichen - kann nur auf die Bahnhofsmission verweisen
  • Bis 20:00: Weitere Fragen, immer die selben - Frustration, dass keiner weiß, was auf sie zu kommt

Fahre irgendwann nach Hause, bin erschöpft.