Denkmalschutz im Spannungsfeld zwischen Stadterneuerung und Baubehinderung?

09.03.2020 | In der März-Ausgabe der Gazette diskutieren die Fraktionen über "Denkmalschutz – wertvoll für die Geschichte Berlins oder ein Hindernis für neue Gebäude?". Christiane Timper erklärt, dass Denkmalschutz immer ein Haushandlungsprozess ist und ein starkes Miteinander statt Gegeneinander nötig ist

Oft dienen Modernisierungsmaßnahmen weniger dem Gedanken der Stadterneuerung als vielmehr der Gewinnmaximierung der Eigentümer und führen obendrein noch zu einer Verdrängung von Mieter*innen aus unserem Innenstadtbezirk - und das ganz unabhängig davon, ob es sich um Gebäude mit oder ohne Denkmalschutz handelt. In der krassesten Form wird vom Eigentümer sogar der Abriss eines durchaus noch intakten Gebäudes angestrebt, selbst wenn es ein bemerkenswert historisches Zeugnis darstellt, das identitätsstiftend für die Gegenwart ist. Misslich, dass das Landesdenkmalamt noch immer nicht alle Gebäude in Berlin erfasst hat, die denkmalschutzwürdig sind. Und misslich, dass allzu häufig der Denkmalschutz nicht konsequent von den Denkmalbehörden gegen das Ansinnen mancher Investoren verteidigt wird. Das betrifft insbesondere Gebäude, die unter Ensembleschutz stehen. Ein stärkeres Miteinander statt Gegeneinander wäre wirklich wünschenswert! Das denkmalwerte Alte bewahren, behutsam sanieren und energetisch ertüchtigen, gleichzeitig das Neue fördern, bezahlbaren Wohnraum schaffen und mit dem bestmöglichen Energie-Standard versehen, nur das kann eine nachhaltige, richtungweisende Stadtentwicklungspolitik sein.

Christiane Timper